Hoffnungslos veraltet: Web.de SmartSurfer

Eine späte Version des Smartsurfer: Anbieter je nach Uhrzeit auswählen und schon kamen merkwürdige Geräusche aus dem kleinen schwarzen Kasten neben dem Rechner

Bei t3n habe ich zuletzt einen interessanten Artikel gefunden, in dem Screenshots aus frühen Internet-Zeiten gezeigt wurden, mit denen die heutige Generation der Digital Natives nichts mehr mit anfangen kann. Das hat mich nun zu einer kleinen Serie inspiriert, in der das Thema aufgreifen und auch fortführen möchte. Denn ich merke immer öfter, dass es mir schwer fällt meinem Sohn Sachverhalte zu erklären, die für mich eigentlich früher selbstverständlich waren. Allein das Gesicht von meinem Sohn, als wir zusammen mal die Sportschau geschaut haben und er mich darum bat, die kurz anzuhalten, weil er mal auf die Toilette müsse, und ich ihm dann versuchte beizubringen, dass das nicht geht. Bei uns wird nur selten fern gesehen und wenn mein Sohn was schauen darf, sind das meist Kindersendungen auf DVD, Festplatte oder auf Netflix. Das Prinzip des linearen Fernsehens ist ihm noch nie bei uns begegnet.

Anfangen möchte ich die Serie mit einem Produkt, das Anfang der 2000er Jahre zum Standard eines jeden Rechners gehörte, der sich mit dem Internet verbinden sollte. Damals wählten sich viele noch mit einem Modem ins Internet. Das war so ein kleines Gerät, das bei der Einwahl so merkwürdige Geräusche von sich gab. Erst hörte man es wählen, dann ertönte eine Kakophonie von Pfeiftöne bis endlich die Verbindung mit max. 56 kBit hergestellt wurde. Müßig zu erwähnen , dass die 56 kBit genauso eine theoretische Geschwindigkeit waren wie heute DSL 50 und Konsorten.

Eine späte Version des Smartsurfer: Anbieter je nach Uhrzeit auswählen und schon kamen merkwürdige Geräusche aus dem kleinen schwarzen Kasten neben dem Rechner
Eine späte Version des Smartsurfer: Anbieter je nach Uhrzeit auswählen und schon kamen merkwürdige Geräusche aus dem kleinen schwarzen Kasten neben dem Rechner

Es gab noch keine Flatrates wie heute und der Tarif-Dschungel war mehr als unübersichtlich. Jeder Anbieter bot verschiedene Preise pro Minute (nicht pro MB oder GB) und die waren auch abhängig von der Uhrzeit und konnten gut und gerne 9 Ct/Min betragen. Mit dem Smartsurfer konnte man immer die aktuellen Tarife überschauen und sich dann den im Moment günstigsten Anbieter aussuchen. Dann wurde “Verbinden” gewählt und schon pfiff es wieder aus dem Modem. Da die Einwahl pro Minute abgerechnet wurde, so z.B. das Abrufen von Mails damals so aus:

  1. Aufruf des Mailprogramm im Offline-Modus
  2. Schreiben von Mails
  3. Einwahl ins Internet
  4. Klicken auf Senden und Empfangen
  5. Jeden verfluchen, der ungefragt Attachments verschickt hat
  6. Nachdem alle Mails runtergeladen worden sind, sofort die Internetverbindung trennen
  7. Empfangene Mails lesen
  8. Weitermachen mit Schritt 2

Mit dem Aufkommen von DSL und den dazugehörigen Flatrates änderte sich das Surfverhalten und heute ist man eigentlich immer online. Ich glaube, ich habe den Smartsurfer 2003 von meinem damaligen Rechner verbannt.

Erinnert Ihr Euch noch an Dinge, die seinerzeit so selbstverständlich waren, wie das Wechseln von Filmen in Kameras, dann lasst es mich wissen.