Volksverschlüsslung

Seit den Enthüllungen von Edward Snowden und der NSA-Affäre ist das Thema Verschlüsselung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Doch wirklich nutzt niemand die Möglichkeiten der Verschlüsselung zum Beispiel in der E-Mail-Kommunikation. Ein Grund ist sicher, dass die Einrichtung und Nutzung zum Beispiel der OpenPGP-Software nicht wirklich einfach ist. Das schreckt den normalsterblichen Benutzer ab.
Die deutsche Telekom hat sich zusammen mit dem Fraunhofer Institut SIT zum Ziel gesetzt eine einfache und anwenderfreundliche Verschlüsselungssoftware zu entwickeln. Diese steht nun zum Download bereit. Unterstützt werden von der Volksverschlüsselungssoftware aktuell die E-Mail-Clients MS Outlook und Thunderbird sowie die Browser Internet Explorer, Chrome und Firefox. Damit bleibt der neue Windows-Browser Edge sowie Nutzer der Standardmailsoftware unter Windows 10 außen vor. Doch das ist leider nicht die einzige Hürde, die ein interessierter Benutzer überwinden muss. Damit der Dienst benutzt werden kann, ist ein kryptografischer Schlüssel notwendig, für den man sich identifizieren muss. Das mag durchaus sinnvoll sein, denn bei anderen Verfahren, kann jeder einen Schlüssel für jede x-beliebige Mailadresse anlegen lassen, ohne nachzuweisen, dass man selbst der rechtmäßige Besitzer der Mailadresse ist. Nun stehen dem geneigten Benutzer folgende Identifikationsmöglichkeiten zur Verfügung: Derzeit besteht die Möglichkeit, sich mittels der Online-Ausweisfunktion des Personalausweises, einem Festnetz-Account bei der Deutschen Telekom AG oder einem Registrierungscode zu authentisieren. Letzteren bekommt man, indem man sich persönlich auf Messen und weiteren Veranstaltungen für die Volksverschlüsselung registrieren lässt. Man muss sich mit einem gültigen Ausweisdokument ausweisen und ein unterschriebenes Formular abgeben, welches Titel, Nachname und alle Vornamen aus seinem gültigen Ausweisdokument sowie seine E-Mail-Adresse enthält. Da nicht jeder über einen Online-fähigen Ausweis verfügt (zum Beispiel der Autor) oder über einen Anschluss bei der deutschen Telekom (zum Beispiel der Autor), verbleibt nur das persönliche Erscheinen bei Veranstaltungen oder Messen. Damit wird die Hürde zum Eintritt in die Verschlüsselung deutlich hoch gesetzt. Es stellt sich die Frage, wieso man zum Beispiel nicht die Möglichkeit bietet, sich in einem T-Punkt-Laden zu registrieren. Sowas gibt es in jeder größeren Stadt und man muss nicht erst recherchieren, wo denn grade eine Veranstaltung ist, wo das Fraunhofer Institut Registrierschlüssel anbietet. Damit wird der Personenkreis erst mal gering bleiben – entweder weil man sich eben nicht registrieren lassen oder weil es – in Erwartung der geringen Beteiligung – auch gar nicht erst tut.
Eigentlich schade, denn sicher wäre eine große Beteiligung an dieser Verschlüsselungsinitiative wünschenswert.

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