Wenn Personalberater zur Plage werden

Durch meine Profile bei XING und Linkedin werde ich regelmäßig von Personalberatern und Headhuntern konktaktiert. Es gibt Phasen, wo mir das willkommen ist und es gibt Phasen, wo mir das weniger gelegen kommt. Bei seriösen Personalberatern ist das auch kein Problem. Ich sage höflich ab und das Thema ist erledigt. Aber dann gibt es noch die Gruppe von Personalberatern, die immer unpassend sind – egal in welcher Phase ich mich befinde. Die durch ihre plumpe Art und teilweise unseriöse Vorgehensweise mir nicht gerade das Gefühl geben, dass ich bei ihnen in guten Händen bin – selbst wenn ich aktuell mich beruflich umorientieren möchte. Im Wesentlichen kann man diese Plagegeistern in drei verschiedene Kategorien einteilen:

Die Dummdreisten

Obwohl es viele Möglichkeiten gibt, Kontakt zu einem interessanten Kandidaten aufzunehmen, versucht diese Spezies es durch einen direkten Anruf in der Firma und meist über die Telefonzentrale mit häufig abstrusen Geschichten. In Konzernen, wo der Mitarbeiter an der Zentrale keine Ahnung hat, was in der IT-Abteilung da so getrieben wird, mag das noch funktionieren. Aber in kleineren Beratungshäusern fliegen die Lügengebilde sofort auf. So wurde ich bei meinem alten Job in der Beratung von der Kollegin an der Rezeption immer angerufen mit den Worten: “Hallo, Dirk, da ruft gerade ein Headhunter für Dich an. Er möchte mit Dir über Deine Vorlesung an der Uni Heidelberg reden.” In einer Firma mit überschaubarer Mitarbeiterzahl sollte man sich denken können, dass die Mehrheit der Kollegen weiß, ob man selber gerade eine Vorlesung hält oder nicht. Und in meinem Fall habe ich natürlich keine Vorlesung gehalten. Und selbst wenn ich verzweifelt nach einem neuen Job Ausschau gehalten hätte, hätte ich dieses Gespräch niemals nie annehmen können, denn damit wüsste man in der Firma umgehend Bescheid, dass ich eventuell mit dem Gedanken spiele, das Unternehmen zu verlassen. Diskret geht anders. Apropos diskret: Einmal habe ich mir aus Spaß den Anrufer durchstellen lassen und habe ihn gefragt, warum er einen solchen Weg zur Kontaktaufnahme gewählt hätte. Antwort: “Ich musste halt einen diskreten Weg finden, um mit Ihnen zu sprechen”. Worauf ich antwortete: “Sie rufen mich auf der Arbeit an, wo ich in einem Großraumbüro sitze, in dem mir nun 20 Kollegen zuhören, wie ich mit einem Personalberater über ein Jobangebot sprechen und das nennen Sie diskret?”

Liebe Personalberater, die so arbeiten: Ich habe schon mit einigen Kollegen von Euch sehr nette Gespräche geführt. Die haben es auch geschafft, mich diskret zu kontaktieren, ohne dass es mein Arbeitgeber oder meine Kollegen mitbekommen hätten. Denkt mal darüber nach…

Die Plumpen

Bei dieser Kategorie erfolgt die Kontaktaufnahme durchaus diskret, z.B. über Linkedin oder XING, aber der Inhalt der Nachricht gibt einem nicht unbedingt das Gefühl, dass sich die Person eingehend mit seinem Profil beschäftigt hat:

Plumper Kontaktversuch einer Personalberaterin

Guten Tag, was für eine Stelle muss ich Ihnen denn bieten, damit Sie über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken?

Solche Nachrichten habe ich bereits mehrmals bekommen und sie zeugen davon, dass hier einfach wahllos Menschen angeschrieben werden, in der Hoffnung, dass sie reagieren und einem die Arbeit abnehmen und konkret beschreiben, was für Sie interessant könnte. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, solche Anfragen wie folgt zu beantworten:

Guten Tag Herr/Frau …, 

erstmal vielen herzlichen Dank für Ihre Nachricht. In der Tat denke ich derzeitig über einen Jobwechsel nach. Dabei glaube ich, dass ich hier gar neue Wege beschreiten sollte. Um Ihre plumpe Anfrage ganz konkret zu beantworten: Ja, da gibt es eine Stelle, die mich zu einem Arbeitgeberwechsel überzeugen könnte, nämlich die des Bundespräsidenten. Wenn ich recht informiert bin wird diese Stelle ab Februar vakant sein. Ich bin nach langer Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass ich hierzu alle notwendigen Voraussetzungen mitbringe: 

  • Ich bin deutscher Staatsbürger. 
  • Ich bin über 40 Jahre alt – leider! 
  • Ich besitze das Wahlrecht. 

Darüberhinaus bin ich integer und habe mich auch noch nie zu einem Mallorca-Urlaub oder sowas einladen lassen. 

Alles in allem denke ich, dass ich zu dieser Stelle geeignet bin. Außerdem habe ich dann nur noch repräsentative Pflichten und muss keine Verantwortung mehr im Job übernehmen. Und das bei einer besseren Bezahlung und großzügigen Altersvorsorge. Außerdem bekäme ich einen fetten Dienstwagen und eine schnucklige Dienstwohnung in Berlin. Da kann mein Arbeitgeber leider nicht mithalten und dafür würde ich auch in Kauf nehmen, dass die Stelle zunächst auf fünf Jahre befristet ist. 

Bezüglich meiner Kündigungsfrist bestünde da eine kleine Herausforderung, da ich ja erst frühstens ab dem 01.04.2017 für diese Aufgabe zur Verfügung stehen würde. Ich denke aber, dass Frau Dreyer mich da sicher die paar Wochen vertreten könnte. 

Ich würde mich freuen, wenn Sie hierzu ein Bewerbungsinterview arrangieren könnte. Sobald Sie hierzu Terminvorschläge haben, dürfen Sie sich jederzeit bei mir melden. Sie erreichen mich telefonisch unter der Nummer: 0163-1737743 

So verbleibe ich mich mit freundlichen Grüßen 

Merkwürdigerweise hat sich bislang noch nie ein Headhunter nach dieser Antwort bei mir gemeldet. Leider wird die Zeit knapp, denn bald ist die Stelle besetzt und ich muss weitere fünf Jahre warten… 😉

Die Chaoten

Die letzte Kategorie der Plagegeister schaffen es, einen diskret anzuschreiben und zumindest das Interesse zu wecken. Im weiteren Verlauf der diversen Gespräche stellt sich jedoch heraus, dass der Berater entweder planlos ist oder nicht verstehen will, was man konkret sucht. Wenn ich zum einen sage, dass ich einen Job in der Region X suche, brauche ich keine Angebote aus einem anderem Bundesland. Wenn ich sage, dass meine Gehaltsvorstellung x € sind, dann machen Angebote mit einem Maximalgehalt von deutlich unter x € auch keinen Sinn. Und wenn man über Plattform A von einem Personalberater angesprochen wurde und auch schon telefoniert hat, ist echt verstörend, wenn man einige Tage später vom selben Berater über Plattform B angeschrieben wird:

mir ist gerade Ihr Profil auf … sehr positiv aufgefallen 🙂 Das Jahr neigt sich dem Ende, und womöglich sind Sie auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? …

Anschließend eine Stellenbeschreibung über die ich mit ihm wenige Tage zuvor schon gesprochen habe. Da schien wohl jemand die Übersicht über seine aktuellen Klienten verloren zu haben. Oder ich habe einfach nur keinen bleibenden Eindruck hinterlassen… Als Entschuldigung wurde übrigens später angeführt, dass die erneute Ansprache durch die Praktikantin über das Profil von Plattform B erfolgt ist. Das war jetzt nicht unbedingt dazu angetan, mein Vertauen in den Berater zu stärken. Manchmal sollte man einfach besser sich nur entschuldigen und keine weitere Erklärungen abgeben.

Aber ich muss auch mal eine Lanze brechen

Nachdem ich mich nun ausgiebig, über die Negativbeispiele ausgelassen habe, muss ich aber auch mal eine Lanze brechen. Das, was ich hier beschrieben haben, sind nur Ausnahmen. Ich habe mir einigen Beratern gesprochen und viele haben sich Zeit genommen, um das eigene Profil zu erheben und zu verstehen, was man konkret sucht. Manch einer hat offen gesagt, dass er grad solche Stelle nicht im Protfolio hat und dass er sich mal melden würde, wenn er was passendes hätte. Einige hatten durchaus interessante Angebote und man hat gemeinsam erörtert, ob das für einen in Frage käme oder nicht. Und das sind für mich auch die Kriterien, wie ich seriöse und professionelle Berater von dem Gros der Anfrage unterscheiden kann.

 

Dieser Artikel habe ich zuerst am 05.Januar 2017 auf LinkedIn veröffentlicht.

 

1 Comment

  1. Es fehlen wohl noch Typen, die mir (ebenfalls aus der IT Branche) sehr bekannt sind:
    1. Die Copy-and-Paster: Es kam schon häufig vor, dass Anfragen mit entsprechendem “XXX” im Text an mich gesendet wurden, wie z.B.: Sehr geehrter Herr XXX, ich bin auf ihr Profil blablablabla und habe eine interessante Vakanz als XXX bei einem führenden XXX für Sie…. Da wird sich nicht mal mehr die Mühe gemacht, den eigenen Text vor dem versenden nochmal durchzulesen, Hauptsache man erzeugt eine große Masse an Anschreiben.
    2. Die-Nicht-Lesen-Könner: Die ignorieren entweder die expliziten Hinweise, dass man gerne in Ruhe gelassen werden will von Ihrer Art oder schreiben einem Stellen für Fähigkeiten, die überhaupt nicht passen. Die Bitte, dass man kein Interesse hat wird in der Regel ignoriert und eine Woche später nochmal nachgefragt, ob man es sich inzwischen überlegt hat. Diese Leute zu blockieren nutzt meist leider auch nichts, weil diese zumeist in Rudeln auftreten und dann einfach der genauso ignorante Kollege weitermacht.

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